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sterreich hatte als einzigen Luxuszug, den „Hofsalonzug“
des Kaiserhauses. Da aber Herrscher nicht nur aus
Vergnügen reisen, sondern zumeist aus politischen Gründen,
so erhielt der Kaiserzug, wie er bald im Volksmund hieß, sehr
schnell so etwas wie eine diplomatische Funktion. Er wurde nämlich
nicht nur vom Kaiser und seinem Hofstaat genutzt, sondern auch
befreundeten Monarchen zur Verfügung gestellt. Und obwohl Kaiser
Franz Joseph selbst ein bescheidener Mann war, der jedwedem
übertriebenen Zeremoniell abhold war, so wusste er auch, dass
er als Herrscher über ein riesiges Reich, das über Sprachgrenzen
und kulturelle Unterschiede hinweg jahrhundertelang eine poli-
tische Einheit bildete, öffentliche Verpflichtungen hatte, die über
sein ­persönliches Bedürfnis nach Schlichtheit und Bescheidenheit
­hinausgingen. Er wusste, dass seine Aufgaben die Repräsentation
einschloss, dass er Macht und Größe auch demonstrieren muss.
So reiste er aus vielerlei politischen und diplomatischen Anlässen,
wann immer es notwendig war. Selbstverständlich reiste er auch
zu den Eröffnungen neuer Bahnlinien, 1860 beispielsweise weihte
er gemeinsam mit Maximilian II. von Bayern die Kaiserin Elisabeth-
Westbahn ein, 1884 die Arlbergbahn und 1905 die Tauernbahn.
Ö
Programm für die Reise des Kaisers nach Bosnien und Herzegovina
(DW)